Liebe Leser, vielen Dank für eure zahlreichen Kommentare zu
den kugeligen Metalldinger, die ihr als Wassertürme entlarvt habt. Die hat es
wirklich überall hier, wo die Gegend so flach ist, nicht nur in der Slowakei,
sondern auch in Ungarn und ebenso in Serbien haben wir welche gesehen. Die Form
ist bislang die gleiche geblieben.
Nachdem wir uns also zwei Tage in Budapest erholt hatten,
setzten wir unsere Reise entlang der Donau fort. Doch es war gar nicht so
einfach aus dem Moloch raus zu kommen: Bis in den Nachmittag hinein fuhren wir
noch durch Budapests Vororte, welche fliessend durch Sommerhaussiedlungen und
später durch Schrebergarten/Fischerhäuschen mit privaten Donaubootsstegen abgelöst
wurden. Kaum waren wir in einer etwas ländlicheren Gegend, setzten wir uns in
ein gemütliches Lokal an die Sonne, tranken eine Coca Cola und füllten unsere
Wasserflaschen auf. Auch die Ungarn schienen seltsam zurückhaltend mit
Begrüssungen. Wir versuchten uns mit den verschiedenen ungarischen Begrüssungsformeln,
die wir dem "Lonely Planet" entnahmen (wahrscheinlich komplett falsch
ausgesprochen...), aber nichts half. So entschieden wir uns, wenn uns Leute
etwas interessierter/verwunderter anschauten, für ein einfaches
"Hallo". Und schau an: Die ungarische Reaktion war jedes Mal (!) ein
überschwängliches "Hallo, Hallooo!" und zwar in was sich wie breitestes
Berndeutsch anhörte. So "unterhielten" wir uns fortan mit den Ungarn
auf Schweizerdeutsch...
Das Wetter wurde am nächsten Tag dann leider schlechter und
schlechter, d.h. Wind und Wolken zogen auf. Da wir schon vor Budapest durch das
Donauknie jetzt eher nach Süden fuhren, mussten wir uns meistens seitlich gegen
den starken Westwind stemmen. Dabei mussten wir uns zum Glück weniger auf
unsere Route konzentrieren, denn hier in Ungarn ist der Donauradwanderweg sehr
gut ausgeschildert, und wir fanden den richtigen Weg (meistens) sofort...
Zum Zmittag gab es wie immer hier in Ungarn Brot
mit feinster Paprikasalami, so was wie Käse, einen Apfel (3/4 Domi, 1/4 Janine
- ich mag Äpfel lieber morgens versteckt im Müesli), ungarische
"Balaton" Schokoladewaffeln (produziert von wem wohl? Na klar, Néstle!),
und getrocknete Aprikosen, hier windgeschützt hinter Strohballen. Nach weiteren
40 km im Wind fanden wir dann unser letztes ungarisches Schlafplätzchen an der
Donau. Mittlerweile hatten wir uns schon an die lichten Auenwäldchen und die
Waschprozedur abends am Ufer der Donau gewöhnt.
Am nächsten Tag war der Himmel noch wolkenverhangener als
bisher. Irgendwie passte es auch zu meiner Stimmung, denn die nächste Grenze
näherte sich und die Ungewissheit, was sich dahinter verbergen mochte, stieg
mit jedem Kilometer. Bald mussten wir das erste Mal unsere Pässe zeigen, denn wir
näherten uns der Grenze der EU.
Am ungarischen Zoll gab es drei Möglichkeiten
durchzufahren: einmal Lastwagen/All Passports, einmal Auto/All Passports und
einmal Auto/EU und CH Passports. Wir entschieden uns für letzteren. Weit und
breit kein Beamter in Sicht. Die Schranke war aber zu. Ein Schild mit einer
Kamera und dem Hinweis "Video Control" erlaubte es uns scheinbar
einfach durchzufahren? Mit dem Velo sind so Schranken ja überhaupt kein
Hindernis. Gesagt getan, ich wollte nach Serbien und hievte so mein Velo
einfach auf den Bordstein um die Schranke herum und war schon bereit wieder in
die Pedale zu treten, als sich aus dem mittleren Zollhäuschen ein ungarischer
Beamter materialisierte und mich mit erhobenem Zeigefinger scharf zurückpfiff.
Ups. Immer nett lächelnd und winkend, so hat mich eine reiseerfahrene
Pharmaassistentin gelehrt, schob ich mein Velo rückwärts zum mittleren Häuschen
zurück, wo ich ca. eine Minute brauchte bis ich die Pässe hervorgekramt hatte.
Gleich kam dann auch ein zweiter Beamter auf uns zu, aber beide wollten sich
einfach nur erkundigen, woher wir sind und wohin wir wollen. Dann durften wir
weiter zum serbischen Zoll. Hier wurden wir mit ernster Miene empfangen und
gleich mit dem Handy des Zöllners fotografiert. "What are you doing!?"
Ehm. War das jetzt eine ernst gemeinte Frage? "We are cycling... From
Switzerland." "What??" Und dann erzählten wir nochmals, wer wir
waren und was wir vorhatten. Der Zöllner war sehr hilfsbereit und deutete auf
ein Kartenschild am Strassenrand, ungefähr 20 Meter entfernt, welches wir
unbedingt studieren sollten. Er liess uns kaum unsere Pässe einpacken, kam er
noch einmal zu uns rüber und zeigte erneut auf das Schild, damit wir es ja
nicht übersehen würden. Als wir uns dann dem Schild näherten, schoss plötzlich
aus dem nahegelegenen Gebäude ein bellender Wachhund auf uns zu, so dass wir es
uns doch noch kurz anders überlegten, die Karte genauer zu studieren.
Da es schon später Nachmittag war, als wir die Grenze
passierten, machten wir uns bereits wieder Gedanken, wo unser nächster
Schlafplatz sein würde. Es konnte eine Pension sein, oder auch wieder ein Wäldchen, Wasser und Essen hatten
wir eigentlich genug. Wir hielten nur kurz am Strassenrand an, als ein kleiner Transporter
neben uns mit quietschenden Reifen stehen blieb. Sofort stieg ein kleiner, gedrungener
Serbe aus dem Auto und rief uns über die Strasse zu "Where do you
sleep?". Etwas unsicher beantworteten wir seine Frage mit einem
Schulterzucken. Da war er auch schon auf unserer Strassenseite angelangt und
versprach uns "My big boss has room for you! For you and you one night -
20 Euro! Follow me!" Der Fahrer, ein blonder, gutaussehender Mann in
unserem Alter, stieg ebenfalls aus, grinsend über den Eifer seines Kollegen
Gäste zu finden. Etwas überrumpelt, aber neugierig nickten wir und fuhren dem
Auto, welches wohl von einem Katalysator nur träumen konnte, hinterher in die
nächste Ortschaft. Wir landeten in einer Autogarage, wo es noch mehr junge,
gutaussehende Männer hatte. Ich war sofort von der Unterkunft überzeugt. Der
gedrungene Mann führte uns mit grossen Schritten ins benachbarte Gebäude und
zeigte uns das Apartment. Wir hatten zwei Zimmer, ein Bad und eine Küche zur
Verfügung. Auf die Frage, ob wir die
Velos mit hinein nehmen dürfen, lachten sie alle, und meinten vielwissend
"Oh yes, it´s better this way!". Als es schliesslich ums Bezahlen
ging (wir hatten noch keine Gelegenheit Dinars abzuheben und hatten nur Euro
dabei) wurde die Verständigung plötzlich schwieriger. Irgendwie schien keiner
die Frage zu verstehen, wo es denn hier einen Bankomaten gäbe. Der Kleine wandte
sich an einen weiteren Mitarbeiter, der offenbar etwas Deutsch konnte. Doch
auch dieser verstand unsere Frage nicht. Er druckste etwas herum bevor er uns
schliesslich konkret fragte "Hast du Euro, oder was?"
Wir freuten uns schon auf eine warme Dusche, als wir
bemerkten, dass der Boiler nicht angeschlossen war. Der kleine Serbe
telefonierte rasch und teilte uns mit "my big boss is coming in few
minutes". Gespannt auf Big Boss warteten wir in unserer Unterkunft. Dieser
tauchte wie angekündigt ein paar Minuten später auf, stilecht im
Adidas-Trainer. Zusammen mit dem Kleinen, mit "Hast-du-Euro-oder-was"
und dem gutaussehenden Blonden schloss Big Boss einen komplett neuen Boiler an,
und wir hatten nach zwei Stunden warmes Wasser zum Duschen. Die zwanzig Euro
hatten sich definitiv gelohnt.
Gespannt auf Serbien verliessen wir am nächsten
Morgen das Grenzdorf und fuhren in die nächste grössere Stadt um einzukaufen.
Hier war das Kartenmaterial in Domis GPS nicht mehr so gut, und wir mussten uns
erstmals bei den Leuten auf der Strasse nach Einkaufsmöglichkeiten erkundigen. Glücklicherweise
hatte ich mir bereits in Wien ein paar wichtige Sätze auf Serbisch notiert, so
dass die erste Frau die wir um Rat fragten, offenbar genau wusste was wir
wollten. Wir verstanden nur leider kein Wort von dem, was sie uns antwortete.
Nach kurzer Besprechung mit ihrem Freund oder Mann, der wie sie ebenfalls mit
dem Velo unterwegs war, sagte sie uns "idemo, idemo" und deutete uns
an, ihnen hinterher zu fahren. So folgten wir den beiden im Schneckentempo
durch die Stadt bis an den Ortsrand zu einem riesigen Einkaufscenter. Während
der Fahrt haben wir uns dann noch ein wenig auf Serbisch unterhalten (sie
sprach, ich nickte). Immerhin konnten wir ihnen sagen, woher wir seien, wohin
wir fahren und uns herzlich bei ihnen bedanken dafür, dass sie uns extra zum
Einkaufscenter geführt haben.
Am Sonntagmorgen führte
uns dann eine andere Serbin durch ihr Dorf, damit wir Wasser und Schokolade (was
Schweizer unterwegs halt so brauchen) kaufen konnten. Etwas entkräftet vom Wind,
aber voller neuer Eindrücke erreichten wir am Abend die Provinzhauptstadt Novi
Sad.
In novi sad müesst der de ane handballmatch, das isch pflicht. Znälü chrigu
AntwortenLöschenSali zämmä, euri biträg sind immer unterhaltsam und mache gluschtig uf me. :-) danke für die tolle idrück vo eurem abentür!
AntwortenLöschenLiebi grüess
Steffi
Hoi zäme
AntwortenLöschenCooli brichte u schöni Föteli. Viel Spass bim trample, mir dü üs für euch chli im Wellness Hotel erhole :-)
Liebi Grüss us dä Flitterwuche
Sabine u Oli