Das Warten hat sich gelohnt, die
richtige Antwort auf unser Rätsel im letzten Eintrag ist doch noch gekommen...
Der Dank geht aber nicht nur an Mätthu und seine chinesischen Kollegen, die mit
"Tofu skin" die richtige Antwort geliefert haben, sondern auch an all
die anderen Lieferanten fantasiereicher Vorschläge!
Wir fanden die Lösung des
Rätsels schlussendlich in Jianshui in
einem Supermarkt, wo wir zwischen getrockneten Pilzen und Nudeln eine
Essensware fanden, die uns stark an diese aufgehängten, gelben Häute erinnerte.
Wir fragten eine der zahlreichen, unterbeschäftigten Einkaufsassistentinnen,
die hier in jedem mittleren bis grösseren Warenhaus herumlungern und, sobald
sie ein Opfer gefunden haben, dieses auf Schritt und Tritt verfolgen. Diese
stummen Kundenjägerinnen sind äusserst hartnäckig, denn kaum denkt der Gejagte,
er sei in Sicherheit, taucht schon die nächste wachsame Assistentin hinter einem Gestell
mit konservierten Wachteleiern, Hühnerfüssen und Bambussprossen auf. Es bleibt
dem Opfer nur eine Möglichkeit, dem Spiel ein Ende zu setzen: Gegenangriff.
Viele Chinesen lieben es, uns ein freches "Hellöu" oder "Öu-Keeey?"
nachzurufen, doch sobald wir auf sie zusteuern, um sie nach dem Weg oder
sonstigem zu fragen, reissen sie vor Schreck ihre Augen auf und erstarren für einen Moment,
bis sie merken, dass alles doch nicht so schlimm ist und die komischen
Ausländer überdies versuchen in Chinesischer Sprache mit ihnen zu
kommunizieren. So gingen wir eben in diesem Supermarkt in Gegenangriff über und
fragten eine zierliche Chinesin "zhe
shi shenme?" (Was ist das?) um der Lösung des Rätsels endlich selbst
auf die Spur zu kommen. Die Antwort: "schingschanglinghongschang-TOFU-schingschangschungling" (Blablablabla-TOFU-blablabla). Zugegeben, ohne Wikipedia hätten wir es dann auch nicht
rausgekriegt.
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Jianshui, im Konfuziustempel |
Nach zwei Ruhetagen in Jianshui machten wir uns endlich auf den
Weg die berühmten Reisterrassen zu besuchen. Wir waren gespannt, ob sich der
strapazenreiche Umweg als lohnenswert erweisen würde, denn der direkte Weg in
den Süden, der von Zhenyuan nach Jinghong geführt hätte, wäre nur knapp
400 km lang gewesen. Dank der Reisterrassen würden wir, sobald wir Jinghong erreicht hätten, 1'055 km mit
insgesamt 17'760 Höhenmeter zurückgelegt haben. Lohnte sich der Umweg von über 600 km? Die Spannung stieg - die
Strasse vor uns ebenfalls - stetig an, denn Terrassen werden, wie es der Name
erwarten lässt, nicht in flachen Gegenden gebaut. So strampelten wir Meter für
Meter die sich windende Bergstrasse hinauf und hielten jeweils nur kurz an für
einen Bananen- oder Nudelstopp. Doch bald, als wir die Tausender
Höhenlinie schon eine Weile hinter uns gelassen hatten, wurden die Stopps zahlreicher und länger - wir kamen aus dem Staunen nicht mehr hinaus. Was von
unten her noch unauffällige Berghänge waren, entpuppte sich mit einem Blick von
oben herab als hunderte, ineinander verflochtene, bewässerte Reisterrassen,
die, bevor sie im Frühling wieder mit frischem Reis bepflanzt werden, ganze
Hänge in einen lichtreflektierenden schiefen See verwandeln.
Nach jeder Kurve
hielten wir wieder an, um dieses Kunstwerk zu betrachten. Obwohl die
Terrassenlandschaften von Hang zu Hang sehr ähnlich aussehen, sind die einzeln
geformten Reisfelder doch überall einzigartig und dank des Zusammenspiels von
Wind, Sonne und Wolken bot sich uns von Minute zu Minute wieder ein neuer,
atemberaubender Anblick, der eine Flut von Fotos zur Folge hatte. Diese
kunstvoll bebauten Berghänge, die das Hani-Volk
seit ca. 1300 Jahren durch mühevolle Handarbeit schafft, wurden durch gute
Strassen für Touristen zugänglich gemacht und auch wir entschieden uns in einem
kleinen Hani-Dorf einen Stopp
einzulegen. Nur mit unserem Eintrittsticket für 50 Yuan durften wir am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang die eigens dafür gebaute Aussichtsterrasse betreten und das Lichtspektakel über den Reisterrassen von Duoyishu erleben. Dafür hatte sich der kräfteraubende Umweg definitiv gelohnt.
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Morgenstimmung bei Duoyishu |
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Nebelmeer und schiefer See |
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Reisterrassen von Yuanyang |
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starke, wilde Frauen... |
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...und deren Kinder |
Kräfteraubend schien auch die Arbeit der Hani-Frauen, die wir etwas später an diesem Tag beobachteten: Das
Dörfchen erhält gerade eine neu gepflasterte Strasse, sowie öffentliche WCs für
Touristen. Männer durften Mäuerchen bauen und Frauen schleppten Zement und Backsteine
heran. An diesen Anblick denke ich noch oft zurück, wenn ich mich mit letzter
Kraft eine steile Strasse hochquäle, dann schweissüberströmt und mit
schmerzverzerrter Grimasse anhalte um eine Verschnaufpause einzulegen und mir
im Gegensatz zu den Hani, was so viel
heisst wie "starke, wilde Frauen", die ohne mit der Wimper zu zucken
Schwerstarbeit erledigen, ziemlich erbärmlich vorkomme, weil ich die Schwäche
zulasse.
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Endlich! Anstatt Schotter gibt´s Kopfsteinplaster! |
Ja, Gefühle zu zeigen unterscheidet uns ziemlich von den Chinesen, mal
abgesehen von den offensichtlichen Erscheinungsmerkmalen. Die Chinesen sind
zwar oft laut und verwenden auch gerne ein Megafon um sich Gehör zu
verschaffen, aber sie erheben ihre Stimme niemals wegen einer
Meinungsverschiedenheit, was hingegen Domi und mir doch zwischendurch passiert,
worauf wir jeweils verwunderte Blicke ernten und uns etwas schämen... Doch wenn
man 24 Stunden "aufeinanderhockt" gehört etwas Luft ablassen einfach
dazu, jedenfalls in unserer Kultur, und dies scheint bis jetzt bestens zu
funktionieren: Wir sind immer noch als gut eingespieltes Team gemeinsam
unterwegs. Schwäche zu zeigen wird bei uns also weiterhin akzeptiert und so
forderte ich bereits nach vier weiteren anstrengenden Fahrradtagen einen
Ruhetag, dies vor allem auch weil sich die bisher perfekt asphaltierte S214
zwischen Daheishan und Jiahe aus heiterem Himmel in einen
Schotterweg verwandelte und zudem aus den berechneten zusätzlichen 500
Höhenmetern plötzlich holprige 800 wurden, die sich an die morgendlichen 1000 Höhenmeter seit Niukong anhängten. Nach diesem
"Achtstünder" war dann sogar Domi etwas müde...
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auf dem Markt in einem Dörfchen I |
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auf dem Markt in einer Grosstadt
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auf dem Markt in einem Dörfchen II |
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Von den Reisterrassen... |
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...zu den Teeplantagen |
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...über wolkige Pässe... |
Mit jedem Tritt entfernten wir
uns weiter von den Reisterrassen. Anstatt der glänzenden Muster der bewässerten
Felder zierten nun mehr und mehr dunkelgrüne Sträucher in Reih und Glied das
Landschaftsbild: Das Klima hier im südlichen Teil Yunnans scheint perfekt zu sein für den Teeanbau. Wir näherten uns
der Teehochburg - Pu'Er. In dieser
Gegend wird seit ca. 1'700 Jahren der etwas erdig aber sehr wohlschmeckende
Pu-Erh-Tee angebaut, der, wie übrigens fast jede Teesorte, mehrmals aufgegossen
werden kann und von den Chinesen auch gerne den ganzen Tag über in farbigen,
verschliessbaren Plastikbechern, stylisch-silbrigen Thermoskännchen, oder ganz
einfach in simplen Einmachgläsern neu aufgegossen und geschlürft wird.
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Tee...? |
Um
sicher zu gehen, dass es sich wirklich um Tee handelte, stieg Domi vom Fahrrad,
holte sich ein Blatt und wir inspizierten es gemeinsam. Das Blatt roch so gar
nicht nach Tee, aber es musste sich ja wohl fast darum handeln, denn mir war
Pu-Erh bereits ein Begriff und das Aroma des Tees kommt ja auch erst mit der
Fermentierung. Das war unsere einfache Erklärung. Doch als wir weiter durch die
Hügel fuhren, vorbei an den riesigen Teeplantagen, bemerkten wir plötzlich
"Eindringlinge":
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...oder Kaffee?!! |
Neben den geordneten Linien der Teesträucher
entdeckten wir etwas grössere, buschigere Sträucher, die, als wir sie von nahem
betrachteten, grüne und rote Beeren trugen. Das war Kaffee! Deshalb hatte das
Blatt zuvor so gar nicht nach Tee gerochen... Seltsam. Kaffeeanbau in China?
Die Chinesen lieben doch ihren Tee! Dreimal dürft ihr raten, welcher Konzern
hier seine Finger im Spiel hat, aber bitte, lest selbst:
Bei der Einfahrt in die Stadt Simao deuteten aber die protzigen Bauten
der Teefirmen entlang der vielspurigen Strasse darauf hin, dass hier immer noch
Tee zu Gold gemacht wird. Noch mehr Profit zu machen, war wahrscheinlich auch der
Grund, weshalb die Präfekturshauptstadt 2007 von Simao in Pu'Er umbenannt
wurde: Mit dieser Namensänderung hatte die Präfektur auf einen Schlag ein
Vielfaches an Ertrag von "Original Pu-Erh-Tee". Das kleine Dörfchen Pu'Er hingegen, das die offizielle
Bezeichnung für den König der Tees lieferte und der Ursprung der alten Teeroute
ist, heisst nun Ning'Er. Warum nicht?
Wir könnten doch ebenfalls einfach die "Üsserschwiiz" in "Wallis" umbenennen, dann wäre das
Raclette-Problem gelöst...
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Gegessen an einem ganz normalen
Tag in China |
Zurück nach China: Simao/Pu'Er selbst erlebt gerade eine
Generalüberholung, alte Häuser werden abgerissen und durch neue Hochhäuser und
Business-Hotels ersetzt, was der Stadt einen momentanen Zustand der
Verlassenheit verleiht - denn noch fehlen die zusätzlichen Einwohner... Wir
freuten uns aber dennoch auf das städtische Leben, denn lange war es her, seit
wir das letzte Mal westliches Essen gefunden haben. Wie ihr wahrscheinlich
bereits festgestellt habt, dreht sich bei uns alles immer ein bisschen um die
Nahrungszufuhr, denn wer so viel radelt braucht auch entsprechend Energie,
deswegen ist das Essen meistens unser Hauptthema des Tages und auch fast so was
wie unsere Lieblingsbeschäftigung.
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(fast) jeden Abend: die Qual der Wahl |
So hängten wir an die 1'700 Höhenmeter und
knapp 90 km an diesem Tag noch ca. 3 km zu Fuss an, um vom Hotel ins nächste
Dico´s (Chinesisches Fast Food Restaurant) zu kommen, wo wir uns ein Partyfass
voller frittierter Hühnerschenkel, -flügelchen, -nuggets und Pouletburger
gönnten. Mjamm!! Gut genährt fuhren wir dann am nächsten Tag los, nun wieder in
Richtung Süden, nach Xishuangbanna, ins
"Thailand" Chinas. Dank der niedrigeren Lage herrscht hier
subtropisches Klima: Perfekt für den Anbau zahlreicher tropischer Früchte!
Doppelmjamm!! Ja, neben Fast Food ernähren wir uns auch ab und zu gesund: Wir
(fr)essen uns von Markt zu Markt durch und verschlingen grosse, mittlere und
kleine Bananen, grosse, mittlere und kleine Mandarinen, gelbe, rote und grüne
Äpfel, Grenadinen, Kiwis, Mangostane, Cherimoyas und Drachenfrüchte - und werden
kaum satt.
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...und überall hat´s Bananen. |
Immer mehr nähern wir uns nun der
Grenze zu Laos und gelangen auch wieder in touristischere Gebiete. So gönnten
wir uns auf unserer letzten Etappe vor Jinghong,
der Hauptstadt Xishuangbannas, noch
einen Zwischenstopp im Elefant Valley. Hier sollen noch einige Elefanten in
freier Wildbahn leben. Für je 65 Yuan dürfen auch wir sie suchen gehen. Auf das
Seilbähnchen für zusätzliche 50 Yuan pro Person, welches den Rundgang auf einem
Baumkronenpfad eigentlich perfekt schliessen würde, verzichteten wir aber und
marschierten einfach an beide Enden des Bähnchens hin und wieder zurück, um ja
nichts zu verpassen. Elefanten jedoch, haben wir keine gesehen. Die befanden
sich wohl alle in der hintersten Ecke des Nationalparks, verscheucht durch
chinesische Touristengruppen, deren Anführer trotz der "Silence Please"-Schilder
Erläuterungen zu den Attraktionen durch ihr Megafon schrien. Die Attraktionen -
tropische Volière mit Hellroten Aras (Verbreitungsgebiet Südamerika) und
Wellensittichen (Verbreitungsgebiet Australien), sowie Schmetterlingshaus
(dieselben Schmetterlinge, die wir jeden Tag auf der Strasse sehen) liessen wir
aussen vor und wandten uns lieber den Beschriftungen der tropischen Bäume zu,
die alle vor allem qualitativ hochwertiges Holz zu liefern scheinen... Nach
zweistündigem Fussmarsch durch den Park schwangen wir uns endlich wieder in die
Sättel und fuhren nach Jinghong, uns
schwörend, das letzte Mal in eine chinesische Touristenfalle getappt zu sein...
tami und ig bi 100% sicher gsi, dass es platine si....äiäiäi
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