Mittwoch, 12. Dezember 2012

Laos - von Fahrradfahrern, Bergen und Traktorpneus

Pak Ou Grotte

Nachdem wir uns in Luang Prabang von den Rahmenstrapazen richtig erholt hatten (Sightseeing mit Cocktailschlürfen am Mekong-Ufer, Gänggele am Nachtmarkt in der Innenstadt und "Happy Hour-ing" in den Bars am Fusse des Phou Si Hügels) waren wir bereit, uns wieder auf die Strasse zu wagen. Doch vorerst mit einem gemieteten Motorroller. Wir ersetzten die Helme in Falang-Grösse, die sogar für unsere Dickschädel zu gross ware, mit unseren verschwitzen Velohelmen und brausten los: Erste Station - Buddha Höhle. Nach gut 20 km auf derselben Strecke, die wir schon vor einigen Tagen strampelnd zurückgelegt hatten, bogen wir ab in den Wald und folgten einem holprigen, achterbahnmässigen Feldweg ans Ufer des Mekong. Ein "geschäftstüchtiger" Laote beförderte uns dann auf seinem Langboot an die andere Uferseite zur heiligen Pak Ou Grotte, in welche Pilger über die Zeit hinweg insgesamt über 4000 kleine und grosse Buddhastatuen platziert hatten. 

Tad Sae Wasserfall
Gegen Mittag fuhren wir dann wieder zurück nach Luang Prabang, um dann in Richtung Süden weiterzufahren und unser nächstes Tagesziel - den beliebten Kuang Si Wasserfall - zu besuchen. Der Wind wehte vor allem durch mein Haar, wir genossen die Geschwindigkeit und legten wie im Flug zehn, zwanzig, dreissig Kilometer in Richtung Vientiane zurück. Irgendwann kam uns die Idee, nach dem Weg zu fragen. Perfekt - an einer Kreuzung fanden wir einen Laoten am Strassenrand. Seine Antwort: "That Kuang Si? - Ohhhhhh - Luang Prabang!" Und er zeigte mit dem Finger in die Richtung aus der wir gerade gekommen sind und machte dann eine abbiegende Bewegung in Richtung Mekong. Mit knirschenden Stockzähnen setzten wir uns wieder auf den Roller und fuhren zurück. Da es inzwischen schon Spätnachmittag war, die Sonne hier bereits um halb sechs hinter den Bergen verschwindet und es hier in der Gegend überall Wasserfälle gibt, besuchten wir noch rasch den nahegelegenen Tad Sae Wasserfall, und schwörten uns, beim nächsten Mal entweder das GPS mitzunehmen oder vor der Abfahrt wenigstens einen Blick auf die Karte zu werfen...

Frühmorgens im Nebel
Früh am nächsten Morgen fuhren wir dann endlich weiter in Richtung Süden. Vor uns lagen mehr oder weniger flache 30 km (die wir ja bereits gesehen hatten), gefolgt von zwei langen Anstiegen. Beim ersten Berg wurden wir bereits von einem schottischen Leichtgepäckfahrradfahrer eingeholt (diesmal hatte ich keine Probleme damit, schliesslich überholte dieser uns nicht so arrogant im Wiegetritt...) und oben auf dem Pass trafen wir auf die männliche Hälfte eines australischen Velofahrerpärchens. Ja, Laos ist wahrlich ein Veloparadies - kein Verkehr, wunderschöne Hügel und gutes Essen - nicht nur wir haben das bemerkt. Die meisten Radler, denen wir begegnet sind, fahren jedoch ohne Campingausrüstung und sind dementsprechend etwas leichter und schneller unterwegs als wir. Nicht so bei der Abfahrt - durch unsere Rennposition und unser "Über"-gewicht fahren wir den meisten um die Ohren. Doch auf den Abfahrten auf den kurvigen Bergstrassen hier in Nordlaos sind wir noch vorsichtiger als sonst: Nicht selten fuhren wir an knapp zwei Meter breiten Schneisen im Gestrüpp am Strassenrand vorbei, die viel weiter unten am Abhang mit einem Erdwall ziemlich abrupt endeten. Wo das Gelände zu steil war, blieb der Verursacher liegen: Reisebusse, Lastwagen und andere verunfallte Fahrzeuge. Und oben am Strassenrand standen Blumen, Essen und Getränke für die unglücklichen Seelen. Ein unheimlicher Anblick. 

Hausgeist - Geisterhäuschen
Die meisten Laoten sind Theravana Buddhisten, doch besonders hier im Norden mischt bei religiösen Ansichten noch immer der traditionelle Ahnenkult und Animismus mit. So geistern in den Bergen von Nordlaos wahrscheinlich tausende pii petu umher, übelwollende Geister, die die Verstorbenen zu ihren Lebzeiten beschützt hatten und die durch den Unfall nun nicht mehr wiedergeboren werden können. Einen niedlicheren Anblick bieten jedoch die zahlreichen Geisterhäuschen der pii, der Hausgeister, welche die Häuser der Laoten beschützen. Jeder Hausgeist soll sich besonders wohl fühlen in seinem Häuschen, damit er möglichst wenig Probleme bereitet und sich voll und ganz seiner Aufgabe das Haus zu beschützen, widmen kann. Doch pii sind nicht so einfach zufrieden zu stellen - sie erwarten regelmässig kleine Geschenke und Gefälligkeiten, wie ein bisschen Reis zum Essen oder Wasser oder Reiswein zum Trinken. Manche pii mögen aber offensichtlich lieber Fanta in der Plastikflasche, Erdbeermilch im Tetrapack oder zum Frühstück eine Zigarette. Und wehe, man vergisst gegen die Nachmittagshitze das Sonnenschirmchen über dem Dach aufzuspannen!  


Im Guesthouse in Kioukachan
Die Sonnenschirmtechnik, um sich auf dem Fahrrad gegen die Hitze zu schützen, beherrschen die laotischen Schulkinder, mit denen wir jeden Morgen und gegen Mittag die Strasse teilen, immer noch besser als wir und so erreichten wir nach anstrengenden sieben Stunden schweissgebadet Kioukacham, ein verschlafenes, kleines Nest auf dem zweiten Pass und quartierten uns in einem kleinen Guesthouse mit atemberaubender Aussicht auf die nordlaotische Berglandschaft ein. 





Landet alles auf dem Grill
Der zweite Tag war dann im Prinzip ein "downhill" Tag, nur lagen dazwischen noch einmal ein paar Berge. Da ich mich mental eher auf runter- als auf rauffahren vorbereitet hatte, wurde dieser Tag beinahe noch anstrengender als der vorherige. Doch die überwältigende Landschaft machte alles wett. Nach einem kleinen Imbiss am Markt von Phoukhoun tauchten zwischen den Wolken am Horizont urplötzlich die Umrisse der mächtigen Karstfelsen auf, die über den grünen Hügeln von Kasi thronen. 





Karstfelsen bei Kasi
Noch lagen sie in der Ferne auf Augenhöhe, doch bald vernichteten wir wieder Höhenmeter und verschwanden zwischen den schroffen Felswänden. Und so wurde die nächste Tagesetappe, unbedeutende 60 km von Kasi nach Vang Vieng, zu einer der eindrucksvollsten Strecken auf unserer bisherigen Reise. 







Kleine Laoten bei der Fahrradunterhaltung
zwischen Kasi und Vang Vieng










Karstlandschaft vor Kasi
schroffe Karstfelsen vor Vang Vieng














Gonna go tubing tomorrow?
Die Ankunft in Vang Vieng war jedoch ernüchternd - die Strassen waren vollgestopft mit Restaurants und TV Bars in denen - seit eh und je -Friends läuft. In und zwischen den Lokalen tummelten sich mehr oder weniger betrunkene, mehr oder weniger bekleidete Touristen, die sich seit eh und je die selbe Frage stellen: "Gonna go tubing tomorrow?"
Wir mieteten ein Zimmer in einem Guesthouse und fragten die Empfangsdame hungrig, wo es denn hier Sandwiches gäbe. Sie konnte sich ein verdutztes Lachen kaum verkneifen und meinte, gleich da hinten um die Ecke. Wir waren begeistert - es gab Sandwiches in Vang Vieng! Später stellten wir fest - es gibt Sandwiches an jeder Ecke in Vang Vieng (und himmlische Banana-Nutella-Pancakes übrigens auch - rein dafür lohnt es sich hier hin zu gehen). 



Phu Kham Höhle
Am nächsten Tag war Action angesagt: Wir hatten einen Tagesausflug mit "Tubing, Trekking, Caving, Kayaking" gebucht. Zusammen mit ein paar anderen wagemutigen Touristen wurden wir in einem Tuk-Tuk an den Ausgangsort gekarrt, von wo aus wir über ein Reisfeld zu einer mit Wasser gefüllten Höhle "trekkten". Dort schwangen wir uns in einen aufgeblasenen Traktorpneu und zogen uns entlang eines Seils auf der Wasseroberfläche zum Höhleneingang, quetschten uns inklusive des Reifens durch den engen Spalt, verschwanden in der Finsternis und zogen uns immer weiter in die Höhle hinein. Wir hatten natürlich alle zuvor Stirnlampen erhalten, mit denen wir die Stalaktiten über uns eingehend bewundern konnten. Nach dem "Tubing" und "Caving" wurde uns ein leckeres Mittagessen serviert und danach ging es weiter zum "Kayaking", wo wir von unserem Guide kurz instruiert wurden: "In the middle, we make break to empty kayaks of water - because our kayaks not new". Alles klar - wir hatten ja Schwimmwesten. Es war ein richtiger Genuss für einmal zu paddeln anstatt zu pedalieren. 

Wo bitte geht´s denn hier zur blauen Lagune?
Wir überholten ein paar Jugendliche beim "Tubing" auf dem gleichen Fluss, die gewappnet waren mit Plastiksäcken bis oben hin gefüllt mit Beerlao Dosen. Während der Pause beim Kletterfelsen erklärte uns unser Guide, dass die berühmt berüchtigten Bars entlang des Ufers, die neben Alkohol auch Marihuana, Pilze, Opium und andere Drogen als Zwischenverpflegung an die "Tuber" verkauft hatten, vor drei Monaten von der Regierung geschlossen worden seien. Vierzig Todesfälle innerhalb der letzten zwei Jahre hätte den Rahmen doch etwas gesprengt. Ich schaute wieder zum Fluss und beobachtete eine müde Träne, die etwas verloren im Ring lag und langsam den Nam Som hinunter gondelte, und befand: Ohne Drogen ist das Tubing bestimmt nicht mehr gefährlich, sondern einfach nur noch eines - laaangweilig. 

Am nächsten Tag hatten wir vom Abenteuer noch nicht genug und erkundeten auf unseren Fahrrädern, ohne Gepäck, die wunderschöne Karstlandschaft bei Vang Vieng. Doch natürlich erst nach einem ausgiebigen Traveller´s Frühstück gefolgt von Banana-Nutella-Pancakes. Die unzähligen Höhlen bei Vang Vieng laden zum "Extreme Caving" ein, doch wir, die uns - dank fehlendem GPS-Track und mangelndem Kartenmaterial mal wieder verfahren haben - verbrachten den Tag mit "Extreme Cave-such-ing". Eigentlich wollten wir nach der Phu Kham Cave bei der blauen Lagune ja noch zur beliebten Chang Höhle, doch da wir schon mal auf dem (falschen) Weg waren und es hier überall Höhlen gibt, besuchten wir eine andere, wo man ebenfalls schwimmen gehen konnte... oder eben nicht.

Ein Lao-Salat als Snack


Wo ist denn diese Sch... Höhle?
waren ganz begeistert von
Domis blonden Armhärchen


Ach ja?
Entschädigte unser verpasstes Höhlenschwimmerlebnis


Es wird heiss

Am nächsten Tag fuhren wir durch hügelige Landschaft immer weiter südlich. Dann wurde die Strasse flacher und flacher und  die Temperaturen heisser und heisser. Am Mittag des zweiten Tages erreichten wir die Hauptstadt - Vientiane, unsere Endstation in Laos. Und hier gönnten wir uns endlich, worauf wir uns schon seit dem tibetischen Hochland gefreut hatten: Ein Café-au-lait und ein Croissant pur beurre. Vive la France!






Morgenstimmung bei Phon Hong
Sabaidii Laos


2 Kommentare:

  1. und wie sieht die weitere Route aus...?
    Wir wünschen euch schöne Feiertage (leider kommt bei uns nicht so richtig Weihnachtsstimmung auf - es ist einfach zu heiss). Wo werdet ihr Weihnachten verbringen?

    Alles Gute und man sieht sich sicher bald wieder;-).
    Liebe Grüsse aus Phnom Penh
    Marianne

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  2. Über das Vang Vieng isch mau im Magazin a usfüerleche Artiku gsi. Isch gloub no strub gsi mit dene Touris wo nur zum sufe u drögele u tube si higange u sech verletzt hei, oder äbe sogar tödlech verunfallt si...

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