Samstag, 9. Februar 2013

Die spinnen, die Spinnen!


In Chumphon angekommen, stellten wir unsere Räder direkt vor ein Reisebürobarestauranthotel, in dem, ausser den Angestellten, kein einziger Thai anzutreffen war. Hier würden wir bestimmt unsere Überfahrt nach Koh Tao organisieren können. Doch zuerst gönnten wir uns in dem All-in-One Lokal ein herrliches Schinken-Sandwich mit frischem Olivenbrot, das zwar ohne Salz, doch mit einer für Brot akzeptablen Menge Zucker gebacken worden war. Unsere Geschmacksknospen sind auch noch nach fast einem Jahr zu sehr auf europäisches Essen eingestellt und so schmeckt so einiges was wir hier zum ersten Mal kosten doch etwas ungewöhnlich. Wie wir im Kochkurs in Chiang Mai gelernt hatten, ist das A und O der thailändischen Küche die perfekte Balance zu finden zwischen den vier Geschmacksrichtungen salzig, süss, scharf und sauer. Dies zu wissen ist oft wertvoll, wenn man einen Happen in den Mund nimmt und sich fragt - wie zur Hölle kann man DAS lecker finden? Dann kostet man fasziniert ein bisschen mehr davon und findet es gar nicht mehr so schlecht. Und beim nächsten Mal fragt man die verwunderte, an Falang gewöhnte Verkäuferin, ob man bitte zur Ananas auch noch die übliche Chilli-Salz-Würze haben könnte, worauf diese erst erstaunt, dann aber freudig strahlend ein Plastiksäckchen unter der Theke hervor holt, um uns die süss-saure Ananas nach thailändischer Weise zu vervollständigen. 

Die Frau hinter dem Mörser
Obwohl wir uns an touristischen Orten ab und zu westliches Essen gönnen, zieht es uns dennoch immer wieder an die diversen Tages- und Nachtmärkte, wo das Essen nicht nur gut, sondern auch unglaublich billig ist. Zudem findet man praktisch nur da die "Frau hinter dem Mörser", die das beste thailändische Gericht - Som Dam (Papayasalat) - zubereitet (ich werde launisch, wenn ich nicht meine tägliche Portion kriege...). So essen wir eigentlich fast täglich irgendwo an oder auf der Strasse und sind immer noch begeistert von den zahlreichen motorisierten Küchen, hinter denen geschäftstüchtige Thais mehr oder weniger rund um die Uhr und überall Pfannkuchen mit verschiedenen Füllungen, Fruchtschälchen, knusprige Pouletschenkel, marinierte Meeresfrüchtespiesschen, Eiskrem mit verschiedenen Toppings, Curry und Reis in Plastiksäckchen, frittierte Würstchen, gebratene Nudeln, Frucht- und Kaffeeshakes, grillierten Fisch, Maiskolben und vieles mehr kredenzen - der Fantasie sind hierbei wirklich keine Grenzen gesetzt.

Thailändische Köchin in Essbude am Strassenrand
In Erwartung von Tom Yam und Jungle Curry


Nach unserem teuren Schinken-Oliven Snack organisierten wir also unsere nächtliche Überfahrt mit der Autofähre auf die Schildkröteninsel. Alles klappte bestens und das Bungalowresort, das wir uns ausgesucht hatten, reservierte uns ein Holzhäuschen für die kommenden paar Tage. Kaum waren wir auf Koh Tao angekommen, wurden wir bereits umgarnt von Taxifahrern, die mit grossen Schildern auf denen TAXI CAR  stand, aus der Dunkelheit auftauchten. Wir zeigten auf unsere Fahrräder und dann in die Himmelsrichtung, wo unser Bungalow liegen musste. Die Leute machten grosse Augen und riefen "Noooo! Have mountain!" Wir dachten an die Berge Südchinas, lächelten etwas müde und sagten "You know - no problem for us!" Die Anhöhe, die es hier zu überwinden galt, lag auf lächerlichen 140 m.ü.M. Ein Klacks! Als endlich der Tag anbrach, schwangen wir uns in die Sättel und fuhren los, aus dem Hafenareal hinaus, durchs noch schlafende Dörfchen und die Strasse hinauf, die uns zu unserem Ferienresort führen sollte. Fast hätten wir die Abzweigung verpasst - kein Wunder - wir fahren ja schon lange keine Feldwege mehr. Doch der Wegweiser zeigte eindeutig in Richtung der Sandpiste. Wir bogen ab. Glücklicherweise wechselte der Belag wieder zurück zu Beton, als die Strasse eine Kurve machte. Nicht nach links, nicht nach rechts, nein - hoch. Wir standen vor "the mountain" und schluckten leer. Nach ein paar Metern musste es sich sogar Domi eingestehen, dass man hier mit dem beladenen Fahrrad nicht hochkommt und begann ebenfalls zu schieben. Vor Schweiss triefend und nach Atem ringend erreichten wir nach etwa dreissig Minuten die Anhöhe. Zwischen Kokosnusspalmen und wuchtigen Granitfelsen hindurch erblickten wir den türkisblauen Golf von Thailand. Hinter uns lag das wohl anstrengendste Stück Strasse auf unserer gesamten Reise. Ebenso steil ging´s dann auf der anderen Seite wieder hinunter zu unserem Bungalow. Wir stellten unsere Räder hin, trugen unser Gepäck die paar Stufen hinunter ans Meer und wurden von den netten Besitzern zu unserer "Ferienwohnung" geführt: Ein Holzbungalow mit Hängematte und Liegestuhl auf der Veranda und eine Glasfensterfront mit Aussicht auf Fischerboote, die gemütlich in den Wellen schaukelten. Unter uns tummelten sich farbenfrohe Korallenfischchen im kristallklaren Wasser. Wir konnten unser Glück kaum fassen, liessen keine Minute verstreichen und mieteten Schnorchelausrüstung - Nemo, wir kommen!

Nachtfähre nach Koh Tao

Relaxen auf der Veranda

Allabendliche Aussicht aus unserem Bungalow
Nun ja. Das mit dem Schnorcheln ist so eine Sache. Während Domi schon weit vor mir wie ein toter Fisch im Wasser trieb und die Unterwasserwelt bestaunte, sass ich noch am Strand und versuchte mit Spucke meine Taucherbrille sauber zu kriegen. So macht man das doch, oder? (Hier vielleicht eine Erklärung für Nichtwissende: Domi ist ein Sonne/Strand/Meer-Sommerferien Kind - ich bin ein Wanderschuh/Alpenrosen/Kuhfladen-Sommerferien Kind.) Irgendwann hatte dann auch ich die Flossen vom Sand befreit und stolperte vorwärts - scheisse, geht nicht - rückwärts  in die Fluten. Zappelnd leerte ich meine Flossen erneut, stopfte den Schnorchel in den Mund und suchte Domi durch die halb angelaufene Taucherbrille. Bis ich ihn endlich eingeholt hatte, musste ich mich vor mindestens drei vor der Insel umherkurvenden Longtailbooten in Acht nehmen, potentiell gefährlichen Tropenfischen ausweichen und siebenmal atemlos kontrollieren, ob nicht doch mein Schnorchel undicht ist und sich plötzlich ein Schluck Salzwasser in meine Lunge verirren könnte. Als ich Domi endlich eingeholt hatte, hatte ich bereits dermassen Panik,  dass Domi mich auf direktem Weg zurück ans Ufer navigierte, wo ich die Schnorchelausrüstung wegschmiss, mich hinter den nächsten Stein in den Sand setzte und vor lauter Elend zu heulen begann. Das konnte doch echt nicht so schwierig sein? Trotzig stellte ich mich der Gefahr und versuchte das Schnorchelexperiment gleich ein zweites Mal. Diesmal wartete Domi geduldig auf mich und wir erkundeten die Korallenlandschaft gemeinsam. Obwohl es durch die vielen Boote immer mal wieder Wellen gab, ich dadurch so was wie seekrank wurde und fast in den Schnorchel kotzte, gewöhnte ich mich doch nach und nach an die paradiesische, doch fremde Unterwasserwelt.
Nach ein paar Tagen Schnorcheln und faulenzen, wollten wir dann aber trotzdem noch die Insel erkunden. Unsere Waden hatten sich mittlerweile von "the mountain" erholt und wir entschieden uns fürs Fahrrad. Wir fuhren zurück ins Dörfchen, wo es nun, am späten Vormittag, vor Touristen nur so wimmelte. Vielleicht lag es an unseren Fahrrädern, dass sich nicht nur die Thais, sondern auch die Falang nach uns umdrehten, vielleicht lag es aber auch daran, dass wir uns so gänzlich ungeschmückt auf die Strasse wagten. Noch nie war uns so bewusst geworden, wie viele "Westler" tätowiert sind. Und mit tätowiert meine ich nicht nur das geheimnisvolle chinesische Schriftzeichen am Knöchel, die rote Rose an der Schulter oder das Muster also known as Arschgeweih. Nein, ich spreche hier vor allem von massiv tintengetränkten Oberkörpern, Waden und was sonst noch so alles unbedeckt durch die Gegend getragen wird, jedem Passanten Lebensweisheiten, Religionszugehörigkeit, Musikvorlieben und/oder Namen von Freundin? Tochter? Mutter? aufdrängend. Wir begannen uns zu fragen, ob eventuell das Einbringen von Tinte in die Haut eine Nebenwirkung mit sich brachte, die beim Westler einen unbändigen Drang verursacht nach Südostasien zu fahren (und zu irgendeinem Zeitpunkt Fischerhosen anzuziehen). Der Weg führte an den bemalten Touristen vorbei in Richtung des nächsten Aussichtspunktes auf der Insel, der wiederum nur über eine sausteile Strasse zu erreichen war. Wir fuhren im Schritttempo, als Domis Fahrrad komische Geräusche von sich gab. Einer kurzen Inspektion am Strassenrand folgte ein lauter Fluch himmelwärts. Domis Hinterradnabe musste ersetzt werden... Und einmal mehr fuhren wir wie auf rohen Eiern zurück ins Bungalow, jeder in Gedanken versunken - würden wir es noch bis Singapur schaffen? Glücklicherweise hatten wir eine Ersatznabe im Gepäck und Domi konnte den Schaden in der wohl schönsten "Velowerkstatt" der Welt reparieren, während das nächste Boot in unserer Bucht Anker legte und eine Ladung Touristen in Taucheranzügen ins Meer entlud und der Bezeichnung Tintenfisch eine ganz neue Bedeutung zuordnete. 

Schnorcheln ist schwierig

Domis gebrochene Hinterradnabe
Ich fühlte mich etwas müde und legte mich schlafen. In der Nacht wachte ich, am ganzen Leib zitternd, auf. Die Meeresbrise musste ungewöhnlich stark geworden sein, dachte ich, doch Domi widersprach mir schwitzend und steckte mir das Thermometer in den Mund - Fieber. Am nächsten Morgen war das Fieber stärker geworden, doch ansonsten fühlte ich mich eigentlich gut. Dennoch beschloss ich in eine Klinik zu gehen - schliesslich waren wir seit längerem in den Tropen unterwegs, wo blutrünstige Moskitos so allgegenwärtig sind wie Sven Epiney im Schweizer Fernsehen. Ich vermutete, dass es sich um eine harmlose Erkältung ohne Schnupfen und ohne Husten handelte, da ich mich ja ausnahmslos jeden Tag mit Antimückenmittel eingerieben hatte. Im Hinterkopf hatte ich jedoch die eine Zebramücke, die sich so genüsslich an mir sattgetrunken hatte, während ich leider zu lange mit einem Schinken-Olivenbrot-Sandwich beschäftigt war, um das Biest früh genug zu bemerken und durch eine zielsichere Watsche ins Jenseits zu befördern. Die Ärztin in der Klinik war schliesslich etwas beunruhigt, als sie meine Körpertemperatur gemessen hatte und schlug einen Bluttest vor. Ein paar Stunden später rief sie mich an und beorderte mich zurück in die Klinik - "I´m sorry - you have Dengue fever - need to go to hospital on Koh Samui..." Nach verschiedenen, zusätzlich schweisstreibenden Telefonaten mit verschiedenen Krankenkassen in der Schweiz, packten wir schliesslich schweren Herzens das nötigste unseres Gepäcks zusammen, überliessen unser wunderschönes Bungalow viel zu früh den nächsten Gästen, und fuhren mit dem Hochgeschwindigkeitskatamaran nach Koh Samui. Dort angekommen, mieteten wir einen Roller und Domi brachte mich ins Thai International Hospital, wo ich mich, mittlerweile etwas erschöpft und zudem ziemlich seekrank, erneut zum Bluttest meldete. Glücklicherweise hatte ich noch genügend Durst und Appetit (es gibt fast nichts was den Appetit eines Velofahrers mindern kann!) und auch die Blutwerte waren gerade so, dass ich den Arzt überzeugen konnte, mich nicht an eine Infusion zu fesseln. Allerdings musste ich ihm versprechen, am nächsten Morgen für einen neuerlichen Bluttest zurückzukommen. Domi hatte inzwischen ein günstiges Hotelzimmer auf Koh Samui gefunden; wir bezahlten exakt gleich viel wie für unser Bungalow auf Koh Tao, blickten aber anstatt aufs Meer an die nächste Hauswand. Wenigstens schmiegte sich noch ein Baum der Reisenden dazwischen und sorgte während der nächsten sechs Tage für etwas Grün... Während dieser Zeit musste ich noch ein paar Mal zum Aderlass und auf die Strasse zur Nahrungsaufnahme - was mir als doppelte Strafe erschien, denn Chaweng - so hiess der Ort - ist... im Bikini (Weibchen) beziehungsweise "oben Ohne" (Männchen) ins überteuerte Restaurant sitzen. Chaweng ist sich lauthals beim Kellner über das Essen beschweren. Chaweng ist sich in knappen Badehosen im Seven Eleven durch die Warteschlange drängeln. Chaweng ist vor Fremdschämen im Boden versinken. Chaweng ist ein Schimpfwort.

Strasse in Chaweng

Strand bei Chaweng

Nachdem ich mich endlich wieder genügend fit für eine magenumdrehende Fahrt im Katamaran fühlte, fuhren wir zurück nach Koh Tao, holten unsere Fahrräder und das restliche Gepäck und buchten die Überfahrt zurück ans Festland nach Surat Thani. Da mir der mittelmässige Wellengang zwischen Koh Samui und Koh Tao tatsächlich erneut zugesetzt hatte, ging ich kurzerhand in die nächste Apotheke und holte mir Pillen zur Vorbeugung von Reisekrankheit für die nächtliche Überfahrt mit der Autofähre. Der junge Kunde nach mir wünschte Valium ohne Rezept. Ich dachte, mich verhört zu haben, drehte mich entrüstet um und war kurz davor den Kunden zurecht zu weisen, biss mir dann aber doch auf die Zunge - vielleicht hatte er ja Panikanfälle beim Schnorcheln. Ich verliess die Apotheke und bald darauf die Insel.

Gecko gekko - definitiv nachtaktiv
An die ersten dreissig Kilometer oder so auf dem Festland am darauffolgenden Morgen kann ich mich nicht mehr so richtig erinnern. Die Pillen gegen Reisekrankheit, die bei uns übrigens als Schlafmittel verkauft werden, hatten mich dermassen umgehauen, dass ich erst gegen Mittag aus dem Delirium erwachte - da waren wir bereits umgeben von imposanten Karstfelsen, die wie gewaltige, grün bewachsene Hinkelsteine links und rechts von uns in den Himmel ragten. Die Strasse schlängelte sich zwischen den Felsen hindurch, weg vom Golf, hinüber an die Andamanensee, nach Krabi

Palmölplantage vor Karstfelsen

Kautschukmatten vor Karstfelsen

Wir brauchten drei Tage für die Etappe zwischen den Meeren. Nach siebzig bis achtzig Kilometern war ich jeweils schon erschöpft - das Denguefieber hatte Spuren hinterlassen. Zudem stiegen die Temperaturen gegen die Mittagszeit mittlerweile dermassen in die Höhe, dass das Fahrradfahren an der prallen Sonne zur Qual wurde. Glücklicherweise fanden wir immer ohne Mühe eine klimatisierte Unterkunft, um der Nachmittagshitze zu entfliehen. Wir quartieren uns meistens in einfachen aber sauberen Zimmern in einem Motel ein. Die oft bunt bemalten Zimmer sind ausgestattet mit Bett (oder Matratze auf Zementaltar), Fernseher und Nasszelle, die diese nüchterne, bei uns weniger gebräuchliche, doch eigentlich vollkommen sinnvolle Bezeichnung wirklich verdient. Im Gegensatz zu unseren "Badezimmern", die wir, obwohl stets bemüht diese sauber und hygienisch zu halten, meist mit allerhand Bodentüchern, Handtüchern, und sonstigem wassersaugendem, Schmutz und Haare anziehendem Stoffmaterial dekorieren, welches nach dem Duscherlebnis unweigerlich nass und ein bisschen schmutziger wird, und in der Folge beim Badezimmerbenutzer ein schlechtes Gewissen hinterlässt, da der nächste Benutzer das Badezimmer in einem bereits weniger sauberen Zustand antrifft, bestechen die thailändischen Nasszellen durch einen eher puristischen Stil. Alles, was sich in diesem Raum befindet, wird beim Duschen aufgrund fehlender Kabine unweigerlich nass und dadurch sauber. Diese Strategie wird oftmals auch beim Einbau des Lavabos verfolgt: Durch pragmatisches Weglassen des Siphons endet der Abfluss wenige Zentimeter über dem Boden, das "Brünneli" wird zum "Rünneli", und infolgedessen wird beim Zähneputzen gleichzeitig der Boden gereinigt. Warum allerdings die thailändischen Architekten die Nasszelleneingänge so niedrig gestalten, bleibt uns ein Rätsel, und Domi bis zum Abheilen seiner verschiedenen Kopfhautschrammen in schmerzhafter Erinnerung.

Nasszelle - was ist hier falsch?

Vogelkäfige - immer und überall
Die Fahrt nach Krabi versetzte uns wieder zurück vom touristischen Thailand der Golfinseln ins authentische Thailand, wo der Sonnenaufgang nach gebratenem Hühnchen riecht, wo uns Menschen im Alter von 9 bis 99 Jahren mit oder ohne Vogelkäfig auf Mopeds überholen und uns dabei ihr grösstes Lächeln schenken, wo uns Kinder "Falang - Hello!" nachrufen, uns räudige Hunde anbellen, und Müllautoradios frühmorgens die Nachbarschaft in voller Lautstärke mit Liebeslieder beschallen, wo die gepflegten Vorgärtchen der Teakhäuser das Herz eines jeden Zimmerpflanzenfreundes in die Höhe springen lassen, wo sich Reisebusse mit Lastwagen um die psychedelischste Carosserie konkurrieren, wo man sich im Restaurant beim Zurechtrücken des Stuhls fast einen Bruch holt und das Essen Thai- und nicht Falang-Spicy ist, wo die Dämmerung mückengeschwängert ist und die Sterne von gackernden Geckos begrüsst werden. 
So sass ich eines schönen Morgens in einer klein ausgemessenen Nasszelle im authentischen Thailand auf der Toilette, als neben meinem Kopf unter dem Rünneli, etwas zaghaft zwar, ein Gecko gackerte. "Lustig", dachte ich, "die hört man doch normalerweise nur in der Nacht?", drehte den Kopf und erstarrte: Eines der 20 x 20 cm grossen Wandplättli war zu einem Viertel ausgefüllt mit fetter, schwarzer Spinne. Von Panik erfasst suchte ich alle Ecken und Wände ab - von einem Gecko keine Spur. Ich war verwirrt. War soeben der Alptraum, der meiner Arachnophobie ein neues Ausmass verleihen würde, tatsächlich wahr geworden? Können Spinnen Geräusche machen? Alarmiert durch meine ruckartigen Kopfbewegungen bewegte das Biest seine riesigen Beine in Richtung Schlupfloch, was für mich Trigger genug war - die Hosen noch in den Kniekehlen stürzte ich laut schreiend aus der Nasszelle an die gegenüberliegende Wand und brachte mich in Sicherheit. Von Ekel ergriffen beendeten wir so rasch wie möglich unser Frühstück und packten unsere Sachen zusammen. Domi nahm all seinen Mut zusammen, vollbrachte eine akrobatische Höchstleistung, um beim Geschirrspülen jegliche Körperteile soweit als möglich vom Lavabo, wo sich die Spinne versteckte, fern zu halten und wuchtete dann ebenfalls seine Taschen aufs Fahrrad. Es gackerte erneut, wir schrien auf und flüchteten auf die Strasse. Die restliche Morgentoilette erledigten wir an der nächsten Tankstelle...


Morgendämmerung

Freiluftdusche
Das kleine Fischerörtchen Krabi war wieder eine Touristendestination aus dem Lonely Planet, auf die wir uns seit längerem gefreut hatten. Wir nahmen uns ein Zimmer in einem stilvoll eingerichteten Guesthouse mit Freiluftdusche und stellten uns ein Tagesprogramm für den bevorstehenden Ruhetag zusammen. Wir entschieden uns für einen Do-it-yourself Ausflug nach Railay - eine Halbinsel, die nur per Boot zu erreichen ist. Die Organisation der Hin- und Rückfahrt nach Railay, sowie die Kostenpolitik der lokalen Longtailboot-Mafia strapazierte allerdings unsere Nerven dermassen, dass wir diesen Tag nur dank des atemberaubenden, weissen Sandstrandes von Railay in guter Erinnerung behalten können. Ein bisschen halfen vielleicht auch die mit langen Tauen am Strand verankerten Boote: Fast unscheinbar lagen die dicken Seile im Sand, bis die nächste Welle ans Boot schlug, dieses zurückschwappte und das verankerte Seil blitzschnell auf Kniehöhe spannte - "Whummp" - und wieder lag eine stolzierende Badenixe im Sand...


Meeresarm bei Krabi

Krabi - Downtown

Halbinsel Railay
unscheinbare Strandfalle
Wo Kulturen aufeinanderprallen
Schönster Strand von Thailand
Etwas, das wir in Thailand gelernt haben, ist, als Fussgänger zu jeder Zeit geradeaus und auf den Boden zu schauen, denn dort lauern viele Gefahren. Ein Trottoir, wie wir es kennen, existiert zwar hie und da, doch nie länger als ein paar Meter. Dann folgt wieder eine Bordsteinkante vom Kaliber einer hohen Treppenstufe oder ein behelfsmässig zugedecktes Loch oder eine motorisierte Küche oder ein kauernder Thai oder ein Moped oder eine Schaufensterpuppe oder eine ausgelagerte Werkstatt/Fressbude/Metzgerei oder ein sonstiges Hindernis, das zu einer schmerzhaften Begegnung führen könnte. Keine Ahnung weshalb man sich in Thailand die Mühe macht, Schaufenster zu dekorieren.

Essbude und Falang auf dem Trottoir
Nach unserem Ruhetag in Krabi fuhren wir weiter, über die vielbefahrene Hauptverkehrsachse Nr. 4, nach Trang. Und dort fanden wir ihn - den Markt der Märkte. Endlich konnten wir uns wieder richtig die Bäuche vollschlagen mit Früchten und anderen Leckereien. Nach Trang ging es weiter in Richtung Süden. Langsam aber sicher änderten sich die Menüs in den Kochtöpfen, und anstatt an bellenden Hunden, fuhren wir vorbei an gefährlichen Minaretten. Die Pagenschnitte der Schulmädchen verschwanden mehr und mehr unter farbigen Kopftüchern und in Satun weckte uns um fünf Uhr morgens mit lautem, orientalischem Gesang der Muezzin der gewaltigen Betonmoschee. Wir näherten uns der Grenze zu Malaysia, dem vorletzten Land unserer Reise.

Gefährliche Moschee mit noch gefährlicheren Minaretten

Strassengeister sind durstig und brauchen Erfrischung


Markt der Märkte in Trang
Eine Wassermelone - SFr. 0.15 



Eine Pomelo - gerüstet oder nicht - SFr. 0.65

Ein Bund Bananen - SFr. 0.65

Ein Kilogramm Mangostane - SFr. 0.50


4 Kommentare:

  1. Un ueberhoupt het dae kommentar do heare soeue go. I gloube die schpinnele het mi ae chli verwiert. :)

    tschuessli

    Susle

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    1. Bi schnaeu zrueg. Ha grad d'bilder agluegt, sie si super schoen und im zwoeite bild heit sogar no ae chli Genfersee in Thailand gfunge. Het mir gfaue!

      lg
      Susle

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    2. Hey Susle, du bisch huere guet!!! Mir hei äxtra nüt gseit wägem Gänfersee u dänkt, iz luegemer einisch, obs öpper merkt! Bravo!
      Mir hei d Thailänderin, wo so härzig id Kamera lächlet gfrogt, ob si wüssi wo das sig? Si het uf Koh Phi Phi tippet, sone Insle vor Thailand. Mir heise du ufklärt, aber i weiss nid ob si isch druscho - wahrschinlech verzeut si witerhin, dasses uf Koh Phi Phi e Springbrunne git...;-)
      Liebi Grüess, Janine

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  2. hellös zämä,

    tami zersch dr rahme und itze d nabe. nid so mit chraft sondern mit technik fahre - hättixeit. ds wc foto gfaut mir natürläch sehr. i üsem architekturblog gits ds rubrik- die stillen örtchen. gastbiitrag?
    was mi no würd wundernä? heit Dir dr james bond gseh? isch ja di klassischi kulisse für d böötli-verfolgigsjagd. eventuell si ja d bond girls spannender - chunt mir da grad ds sinn.
    ds nendaz hetts de viu powder gha und mir si jedä tag ufem mont fort gstartet - ehresach. und d giälä si nid so schnäu mit dräje gsi, da ds bestä ross im stall hett gfäut, gell.
    ein föichtfröhliches au lait au lait

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